Restaurierung der Säulen des Hochaltars in Hadersbach der Kath. Kirche „Maria Himmelfahrt, Landkreis Mallersdorf, Bistum Regensburg
Werktitel: | Hochaltar in Hadersbach der Kath. Kirche „Maria Himmelfahrt" |
Entstehungsjahr: | |
Ort: | Landkreis Mallersdorf, Bistum Regensburg |
Auftraggeber: | Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) |
Jahr des Projektes: | 2015 |
Inhaltsverzeichnis:
1. OBJEKTBESCHREIBUNG
1. 1 Objektdaten
1.2 Allgemeine Beschreibung
1.3 Konstruktion
1.4 Oberfläche
2. FRÜHERE RESTAURIERUNGEN
3. SCHADENSBEFUND
4 RESTAURIERUNGSKONZEPT
5. MAßNAHMEN
5. 1 Furniere
5.2 Oberfläche
6. VERWENDETE MATERIALIEN
7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
8. FOTOS
1. Objektbeschreibung
1.1 Objektdaten
Objektbezeichnung:
vier gradlinige Säulen des Hadersbacher Hochaltars
Maße einer Säule:
Höhe: 320 cm
Durchschnittlicher Umfang: ca.125 cm
Ort:
Katholische Kirche „Maria Himmelfahrt" in Hadersbach, Landkreis Mallersdorf,
Bistum Regensburg gehörig zur Pfarrei Sallach
Datierung:
Hochaltar von 1721
Materialien:
Blindholz aus Nadelholz
Hobelfurnier aus Nußbaum
1.2 Allgemeine Beschreibung
Bei dem Hadersbacher Hochaltar handelt es sich um einen Säulenaltar mit zwei spiralförmigen und vier nach leichter Schwellung sich oben verjüngenden Säulenschäfte. Die Säulen mit korinthischen Kapitellen bestehen aus quadratischen Deckplatten, Voluten und Blattkränze. Das Altarbild wird flankiert durch je zwei gerade Säulen und mit mittig nach vorne versetzter spiralförmiger Säule. Oben auf liegt das gekröpfte Gebälk.
1.3 Konstruktion
Die Säulenschäfte sind durch radiale Vernagelungen an den Basen und Kapitellen befestigt. Die Basen sind noch zusätzlich gegen verrutschen mit originalen Schrauben gesichert.
Als Träger der Furniere der gradlinigen Säulenschäfte dienen je acht Holzbretter, die einseitig rundgehobelt sind. Diese sind jeweils oben und unten an der Stirnseite eines achteckigen eingesetzten Brettes durch Holznägel befestigt. Helle und dunkle Hobelfuniere aus Nussbaum wurden bewusst im Farb- und Richtungswechsel in gleichmäßigen Streifen auf die Säulen aufgeleimt.
1.4 Oberfläche
Mit der letzten Überarbeitung 1938 sind die Säulen mit einem Lack überzogen worden. Unter dem mittlerweile vergrauten, ausgeblichenen und versprödeten Lacküberzug verschleiern Rückstände von Kittungen und Übermalungen das Furnier. An den Rückseiten der äußeren Säulen sind Reste einer imitierten Maserierung zu sehen.
2. FRÜHERE RESTAURIERUNG
Bei der ersten schriftlich festgehaltenden Überarbeitung des Altars wurden 1863 Furnierfehlstellen und Druckstellen mit einem dunkelbraunen Kitt ausgefüllt. Gelöste Furniere wurden nicht gefestigt, was anhand vorgefundener Kittmaße unter den Furnieren verdeutlicht wird.
1896 wurden die gesamten Altarflächen durch lmitationsmalerei aufgrund seiner vielen Fehlstellen bewusst flächendeckend überlasst.
1938 wurde bei der dritten Überarbeitung eine Abnahme der imitierten Maserierung und somit eine Freilegung des originalen Furnierbildes durchgeführt. Deutliche Kratzspuren sind aus dieser Zeit erhalten. Die dadurch sichtbar gewordenen Fehlstellen wurden mit ockergelber Farbe retuschiert oder mit einem rot—braunen Kitt fixiert. Sie unterscheiden sich sichtbar von der Farbqualität der Hölzer.
3. SCHADENSBEFUND
Durch die schwankenden klimatischen Bedingungen in der Kirche hat sich das Furnier vom Blindholz gelöst, da der Glutinleim versprödet, oder die Hölzer unterschiedlich stark geschwunden sind. Durch das Verwerfen einzelner Konstruktionsbretter innerhalb der Säulenschäfte sind alle Hobelfurniere unterschiedlichen Spannungen ausgesetzt, da diese gegen die Holzfaserrichtung des Blindholzes aufgeleimt wurden. Absplitterungen, Risse und Blasen sind dadurch an Furnieren entstanden, sowie zahlreiche Furnierfehlstellen durch frühere Überarbeitungen.
Der heute noch erhaltene Lack stammt von der Überarbeitung im Jahre 1938. Inzwischen ist dieser Lack an Stellen mit starker Lichteinstrahlung vergraut. Das Erscheinungsbild des Altars ist stark durch großflächige Retuschen von Fassungsresten, großflächige Verkittungen von Fehlstellen und durch den vergrauten Überzug geprägt.
4. Restaurierungskonzept
Bei einem Ortstermin in der Kath. Kirche „Mariä Himmelfahrt" in Hadersbach mit den Stellvertretern des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, der Diözese Regensburg und der Pfarrerei Hadersbach anlässlich der Restaurierung des Hochaltars die Entscheidung getroffen, sich bei der Bearbeitung der Altarsäulen an dem umfangreichsten Restaurierungskonzept aus vier unterschiedlichen Vorschlägen' zu orientieren.
Im ersten Arbeitsschritt werden die spröden Grundierungsreste und Verkittungen mechanisch entfernt, damit die Furnierfestigungen der Säulenschäfte erfolgreich durchgeführt werden können.
Die Entfernung des Lackes kann nach Johannes von Miller mit einem Gemisch aus lsopropanol und Ammoniak erfolgen.
Mit Nußbaumfurnier sind die Fehlstellen zu ergänzen und kleinste Ausbrüche mit einem Kitt zu füllen. Die Ergänzungen und Kittungen sind strukturell und farbig dem angrenzenden Furnieren angepaßen.
Abschließend werden die Altarsäulen mit einem Naturharzlack mit den Hauptbestandteilen aus Sandarak und Mastix in Ethanol gelöst überzogen.
5. MAßNAHMEN
5.1 Furniere
Die Säulen waren durch radiale Vernagelungen und durch originale Schrauben an den Basen und Kapitellen befestigt und gegen ein Verrutschen gesichert. Aus Gründen der Stabilität und wegen des großen Eigengewichts wurden die beiden spiralförmig gewundenen Säulen samt Basen und Kapitellen belassen und vor Ort restauriert. Die geraden Säulen wurden ausgebaut und wegen der besseren Arbeitsbedingungen in der Werkstatt restauriert.
Der erste Schritt der Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten war die Entstaubung und eine Feuchtreinigung mit einer pH—neutralen Seifenlösung. Bei der anschließenden Furnierfestigung kam es zu Schwierigkeiten, da 1863 großflächig über Fehlstellen und löse Furniere gekittet wurde. Es konnte zwischen drei Kittungen differenziert werden2, die alle bis zu den Bruchstellen entfernt wurden.
Zuerst wurde der Lack mit einem Abbeizer4 und anschließend spröde Grundierungsreste und Verkittungen mechanisch entfernt, um die Furnierfestigungen der Säulenschäfte mit Glutinleim erfolgreich durchführen zu können.
An einzelnen Stellen war es nötig verworfene Furniere mit Ethanol und Wasser vom Blindholz zu lösen, um anschließend zusammen mit denen durch Klimaveränderungen entstandenen Absplitterungen, Rissen und Blasen erneut festigen zu können. Die Furnierfestigungen der Säulenschäfte wurden mit Rohrschellen vorgenommen und mit Hostaphanfolien und Filzen abgepolstert. Die folgenden Verleimungen der Ergänzungen geschahen ebenfalls auf diese Weise mit einer Mischung aus Knochenleim und Hautleim im Gewichtsverhältnis 2:1. Der Leim wurde soweit verdünnt, dass dieser in unzugängliche Stellen eindringen konnte, wobei an einzelnen Stellen das Furnier partiell nachgeleimt werden musste. Kleine Fehlstellen wurden mit Lycopodiumkitt geschlossen.
Eingepasste Ergänzungen waren teilweise zu dunkel und mussten zuerst mit einer Oxalsäure gebleicht und anschließend mit Essigessenz neutralisiert werden, bevor die Furnierergänzungen und die Kittstellen mit Wasserbeizen und Aquarellfarben retuschiert werden konnten. Die pigmentierten Retuschen an den Säulen wurden mit Kadmiumrot, Kadmiumgelb und Rußschwarz durchgeführt, um eine möglichst lichtechte Pigmentierung zu erhalten.
5.2 Oberfläche
Ein letzter großer Schwerpunkt der Restaurierung der vier gradlinigen Säulen lag in der Rekonstruktion des ursprünglichen Holzlackes an der holzsichtigen Oberfläche der Säulenschäfte. Durch frühere Überarbeitungen konnten bis zum Abschluss der Konservierungsmaßnahmen am Hochaltar keine originalen Lackreste entdeckt werden.
Die Konzeptentwicklung orientierte sich an einer älteren Voruntersuchung zu den von Thomas Lehner gebauten Altären in der nahegelegenen Wallfahrtskirche in Haindlingen. Die Analysen ergaben, dass es sich bei den vorgefundenen Resten des originalen Lackes um einen Spirituslack auf Sandarakbasis mit Beimischungen von Bernstein und Kiefernkolophonium handelte. Die Verarbeitung von Bernstein ist heute nicht mehr bekannt und genauso wird aus Gründen der Alterung auf die
• Verwendung von Kiefernkolophonium verzichtet. Aus diesen Gründen wurde bei den Säulen des Hochaltars in Hadersbach nicht auf die Bestandteile der alten Rezeptur zurückgegriffen.
Zuerst wurden die Säulen mit einer pigmentierten Leimlösche überfangen. Für einen neuen Überzug wurden Sandarak und Mastix im Gewichtsverhältnis 3:1 in Ethanol gelöst und zusätzlich 3% Gummigut und 3% Drachenblut beigemischt. Abschließend wurde der Lack dreimal aufgetragen, wobei nach Aushärten eines jeden Überzuges die Oberfläche des Lacks mit einem Schleifvlies verdichtet und mattiert wurde.
6 VERWENDETE MATERIALIEN
Oberflächenreiniger:
a) pH - neutrale Seifenlösung
b) Ethanol
Abbeizer:
Grüneck ( Fa. Chemische Werke Kluthe)
Holz:
Nußbaum (Hobelfurnier)
Glutinleim:
Knochenleim (Fa. Naumann) und Hautleim (Fa. Kremer) in Perlenform im Massenverhältnis 2:1
Kittungen:
Lycopodiumkitt
Bleichmittel:
30%ige Oxalsäure
Schleifmittel:
Schleifpapier, Körnung 180 - 800,
Schleifvlies „Ultra fine" (Fa. Rosner)
Pigmentierte Leimlösche:
5 g Hautleim in 100 ml destilliertem Wasser
Färbestoffe:
Wasserbeizen ( Fa. Zweihorn und Clou)
Aquarellfarben:
Kadmiumrot, Kadmiumgelb, Rußschwarz (Fa. Schminke)
Lacküberzug:
Sandarak und Mastix im Gewichtsverhältnis 2:1
gelöst in 6 Teile Ethanol,
Zuschlag:
Balsamterpentinöl ca. 10%, (Fa. Kremer), Gummigutt 3%,
Drachenblut 3%.
7. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
Abb. Fotos:
ZZ: Zwischenzustand
EZ: Endzustand
Abb. 1: Gesamtansicht des Hochaltars der Kath. Kirche „Mariä Himmelfahrt" in Hadersbach; EZ
Abb. 2: Säule mit Furnierergänzungen und neuen Kittungen, Detail; ZZ
Abb. 3: Säule mit Furnierergänzungen und neuen Kittungen, Detail; ZZ
Abb. 4: Säule mit Fumierergänzungen und alten Kittungen, Detail; ZZ
Abb. 5: Säule mit Furnierergänzungen und alten Kittungen, Detail; ZZ
Abb. 6: Säule mit Furnierergänzungen, Detail; ZZ
Abb. 7: Säule mit Rückseite, Detail; EZ
Abb. 8: Säule im Endzustand, Detail
Abb. 9: Säule im Endzustand, Detail
Abb. 10: Säule im Endzustand, Detail